tat tvam asi

“Du bist Das” lautet ein sogenanntes Mahavakya, ein “großer Ausspruch” aus den zeitlosen Upanishaden, und will uns ermutigen, unser Bewusstsein auf das zu richten, was ist, auf diesen Moment, auf das Seiende, auf das Wunder Leben, das uns in allumfassender, alles durchdringender, unergründbarer Weise umgibt.

Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist.” – L. Wittgenstein.

Nicht wie Du bist, ist das Mystische, sondern dass Du bist.

Das zu sein, was Du bist, ist die Essenz von Spiritualität.

Was?

Sat!

Sein, Präsenz, Gegenwärtigkeit, Wesen … im Wachen, Träumen, ja sogar im tiefen, traumlosen Schlaf bist Du! Unaufhörlich, ohne Anfang und ohne Ende ist Dein Wesen.

Im Moment in dem Du Dir dessen gewahr wirst, wachst Du auf, aus dem Zustand in dem Du “mit offenen Augen träumtest” und erkennst Dich wieder als Ich-bin-Gewahrsein. Sat-Chit, transzendent zum Erscheinenden, Vorübergehenden, unberührt von Gedanken, Gefühlen, Empfindungen, immer, ewig, hier, jetzt! Tat tvam asi ist nicht nur “Du bist das!” sondern “Wisse, Du bist das!” “Sei Du!” “Sei Das!”

Es gibt paradoxerweise keine größere Seligkeit, als das zu sein, was Du bist. Diese inhärente Seligkeit ist Ananda. Anfangs (zum Beginn Deiner spirituellen Praxis) ist dieser Brunnen der inneren Freude verdeckt durch das gewohnheitsmäßige Insistieren darauf, Glück, Freude und Erfülltheit im Außen zu erlangen (Anhaftung), durch ein Nicht-Annehmen des gegenwärtigen Moments (Widerstand) und durch unsere chronische Absenz, durch unser Nicht-Wissen (avidya) oder unser Nicht-Gewahrsein. Eine der Thesen, die Yoga anbietet ist: In dem Grad, in dem Du aufhörst Deine Erfüllung im Außen zu suchen, findest Du sie im Inneren (in dem was ist, in dem was Du bist) als unbedingtes und unerschöpfliches Gut. Die Brücke zum Inneren ist der Gleichmut des Ich-bin-Gewahrsein, Sat-Chit.

Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist [dass er Seligkeit ist]. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick.” – F.M. Dostojewski

Was ist Gleichmut (upeksa)? Die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Vipassana. Wenn die vervollkommneten Yogis, die Yoga Siddhas uns sagen “dass wir mit offenen Augen träumen” dann meinen sie, dass wir unwissentlich unsere Traumbilder, unsere Vorstellungen auf die Wirklichkeit projizieren, wir stellen sie vor die Wirklichkeit, und nehmen somit das Seiende, das Wesen nicht wahr, sondern lediglich die Projektion, die “transitory show.”

Gleichmut ist, in einem Zustand des absoluten Erlaubens zu verweilen und zugleich frei von jedweder Betroffenheit, von jedweder Präferenz zu sein, frei von Anhaftung und Widerstand. Gleichmut ist die Absenz von Begierde und Aversion (raga-dvesa-nirodha).

In Deiner Yoga Praxis, auf diese Weise bezeugend, lasse die identitäts-stiftende Anhaftung an vorübergende Gedanken und Gefühle los und erkenne Dich selbst unverstrickt, ungetrübt, rein und wahrlich souverän.

Du bist Sat-Chit-Ananda, bedingungslose Liebe und Seligkeit, reines Ich-bin-Gewahrsein, bis in alle Ewigkeit! Das ist die Yoga Gospel, die frohe Botschaft.

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